Was am Ende noch so bleibt by Babsy Tom

Was am Ende noch so bleibt by Babsy Tom

Autor:Babsy Tom
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Belletristik
veröffentlicht: 2014-11-05T23:00:00+00:00


Kapitel 9

… und immer wieder Susanne

Ich spüre, dass etwas Furchtbares passiert ist.

Ich räuspere mich. »Wer von beiden? Martin oder Susanne? Oder beide?«, frage ich, nachdem Jacob aufgelegt hat. Ich stehe da und warte auf eine Antwort, während meine Knie die Konsistenz von Wackelpudding annehmen.

»Susanne liegt im Krankenhaus. Auf der Intensivstation. Er darf nicht zu ihr. Dein Mann hat keine Ahnung, was passiert ist. Er bekommt keine Auskunft, weiß nur, dass sie noch lebt. Mehr nicht.« Jacob klingt sehr sachlich, kaum emotional.

Ich bin nicht stolz darauf, aber ich spüre eine ordentliche Portion Schadenfreude durch meine Venen pumpen. Es ist ein warmes Gefühl, und in meinem Bauch kribbelt es vor Aufregung. Ha, das hast du nun davon! Von wegen Seminar! Du Arschloch! Jetzt fällt dein Kartenhaus zusammen, du blöder Wichser.

Jacob steht auf. Er läuft zum Schrank und holt eine kleine Reisetasche heraus. Er fängt an, Sachen einzupacken: Schuhe, T-Shirts, Jeans, Socken.

Langsam legt sich meine Schadenfreude und macht Platz für Verwirrung und weitere Fragen. Was ist überhaupt passiert?

»Wieso liegt eigentlich nur sie im Krankenhaus und nicht beide?«

Jacob zieht die Stirn kraus.

»Wieso sollten denn beide im Krankenhaus liegen?«

Ich zucke ratlos mit den Schultern und vermute, dass wir irgendwie aneinander vorbeireden.

»Na, wenn sie einen Unfall hatten, wieso liegt dann nur sie im Krankenhaus? Ich verstehe das nicht.«

»Äh … ach so …« Jacob kratzt sich am Kopf. Ich spüre, dass er meiner Frage ausweichen will und nicht weiß, wie er es anstellen soll.

»Sie hatte keinen Unfall«, redet er um den heißen Brei herum.

Ich verstehe die Welt nicht mehr.

»Ja, aber wieso ist sie denn dann im Krankenhaus? Bitte, Jacob, lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Das nervt.«

Jacob läuft geschäftig hin und her, immer noch nicht bereit, mir eine Antwort zu geben, die ich verstehen kann. Er ist im Bad und sucht ein paar Kosmetika zusammen. Er scheint einen kühlen Kopf bewahren zu wollen, während mir selbst tausend Fragen durchs Hirn preschen.

Ich werde von Sekunde zu Sekunde immer wütender auf ihn. Hat er das Recht, insbesondere in Rückblick auf die letzte Nacht, mich so hinzuhalten? Ich finde, er ist mir ein bisschen mehr schuldig. Jetzt, wo wir uns nicht mehr fremd sind. »Hey, hörst du mich überhaupt?« Ich schnippe mit den Fingern wie ein ungeduldiges Kind vor seinem Gesicht umher.

Jacob hält verstört inne und schaut mich an. Er zögert noch einen Moment, holt tief Luft und sagt dann etwas, was mich gleichermaßen schockiert und eine ungeheure Erleichterung empfinden lässt.

»Susanne ist schwerkrank«, lässt er die Katze aus dem Sack. Mehr sagt er nicht, lediglich: »Susanne ist schwerkrank.«

Was heißt schwerkrank?, frage ich. Es gibt unzählige Arten von schwerkrank, und jeder versteht unter schwerkrank auch etwas anderes. Und noch etwas fällt mir auf. Jacobs Mimik verströmt Resignation pur. Dieser eine Satz hörte sich beinahe so an, als hätte Jacob ihn das erste Mal in seinem Leben laut ausgesprochen. Sein Blick wandert ins Leere, er ist orientierungslos und hohl. Seine kräftigen Schultern scheinen auf einmal eingefallen zu sein. Ich halte inne und schweige ihn an. Was soll



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